Nicht selten geschieht es, das sich ein freundlicher Ägypter nähert und zögerlich, sympathisch sagt: „Guten Tag, ich spreche Deutsch..“, er hat uns vorher zufällig zugehört. Auf die Rückfrage „ weshalb kann er das so gut“, bekommt man oft den Hinweis zum Deutschen-Goethe-Institut, oder auch die Deutsche Schule. Und nicht wenige Ägypter sind lerninteressiert im autodidaktischen Lehrgang aus dem TV und Cassetten, im Gespräch mit dem Touristen sich das anzueignen. Und nichts ist für sie wertvoller, ist eine kleine Würdigung ihres Fleißes. Unser Respekt ist die beste Motivation.
Auch diese Wissbegierde zur Deutschen Sprache hat einen edlen wie seriösen Hintergrund: es ist für jeden Ägypter ein ersehntes Prestige, die Deutsche Sprache zu verstehen, zu sprechen, zu schreiben. Das beweist gegenüber seinen Mitmenschen eine vorhandene bessere Bildung. Da kommt Staunen auf: Die Sprachbegabten Ägypter, und das sind nicht wenige, können mit klassischen Werten und Begriffen wie z.B. Friedrich Hölderlin oder Beethoven, und Goethe, dem Deutschen Besucher oft sofort erstaunlich Anspruchsvolle Zitate und Gedankengut entgegnen. Ein interessantes Thema ohnehin, denn während in Deutschland systematisch wohl das zukünftige D`englisch (Deutsch-English) sich zusehend in der Art: „-4-US-“, etablieren möchte, findet die klassische Deutsche Sprache im Ausland neue Wege des Sprachgebrauch. Uns selbst scheint hier zu Lande auch nicht klar zu sein, wenn unsere Sprache verlorengeht, verlieren wir alles. Meinte dazu bereits Sidney Baca, ein Medizinmann der Apachen. Ist es nicht ohnehin längst so: Die Liebe des Fremden zu seiner Sprache begreifen kann nur, wer die eigene liebt.
Auch ein ägyptischer Journalist, der dem Autor ohnehin ideale landestypische Hinweise geben konnte, Mr. Kareem M. Qassem lernt begeistert Deutsch, und betonte sehr selbstverständlich: „Diese Sprache lernen, anzuwenden ist doch so vorteilhaft“. Er weiß wovon er da spricht. Von ihm bekam der Autor den vor Ort sehr sinnvollen, dazu amüsierenden Hinweis, doch bitte nicht ständig auf die Uhrzeit zu schauen, denn in Ägypten schaut man nicht so genau auf die Armbanduhr. Sein freundlicher „Therapie-Versuch“, war absolut vorteilhaft die Terminabläufe nicht so Minutengenau zu erwarten. Zuverlässig ist auch die Prognose, dass die Nachfrage der Ägypter, Deutsch zu lernen ständig zunehmen will. Bereits im zarten Schulalter von 5-7 Jahren beginnen Schülerinnen und Schüler die Deutsche Sprache als Schulfach zu lernen. Die Kultusministerkonferenz fördert zurzeit sechs Deutsche Schulen in Ägypten durch die Freistellung von Lehrkräften und die Vergabe von deutschen Abschlüssen. Die Deutschen Schulen in Ägypten sind Begegnungsschulen, an denen Deutsche und Ägyptische Kinder gemeinsam unterrichtet und auf die deutschen Abschlüsse vorbereitet werden. Deutsche Schulen in Ägypten haben eine lange Tradition. Älteste Deutsche Schule ist die 1873 gegründet.
Mit Begeisterung über die talentierte Wissbegierde ihrer Zöglinge, betonte die seit einigen Jahren in Ägypten arbeitende Schulleiterin Waltraud Ritter-Sturies aus Luxor: „Es ist ein ganz große Freude täglich zu erleben, wie interessiert und intensiv die jungen Schülerinnen und Schüler bereits von zuhause sehr lernmotiviert aktiv im Unterricht teilnehmen“. Eine Vielzahl der Ägypter ist auch literarisch gut gebildet, hat erstaunliche Kenntnisse darüber, woher das kam, weil der Dichter und Naturwissenschaftler Johann Wolfgang von Goethe im West- östlichen Diwan die kulturelle Selbsterkenntnis des abendländischen Dichters an den Orient fest gebunden hatte. Dieser poetischen Selbstreflexion zufolge, „Wer sich selbst und andere kennt, wird auch hier erkennen: Orient und Okzident, sind nicht mehr zu trennen.“
Und aus der Perspektive der Friedrich Hölderlinforschung hat genau dieser Spruch seinen Sinn in der These gefunden, dass der Orient aus Sicht von Hölderlin das Herkunftsland der griechischen und somit der abendländischen Kultur war. Deutlich auch die Erkenntnisse, wie Herder oder Hegel, es deuteten, der Verlauf der Weltgeschichte zog von Osten nach Westen voran. Genau darüber wissen die Ägypter sehr viel, und auch wir Europäer sollten diesen historischen Aspekt von Zeit zu Zeit, einmal durch unsere Gedanken wandern lassen. Genau genommen befindet sich seit über 2500 Jahren bereits, diskret beinahe unbemerkt, oft auch unwissend, in nahezu jedem Land der Welt etwas was die Welt den Ägyptern „gemopst“ haben.
Nennen wir es um dazu nicht zu sehr Wissenschaftlich abzugleiten, hier nur: „einwandfrei Ägyptisch geprägtes Kulturgut“. Denn seit Jahrtausenden haben die Ägypter stets „nur“ das eigentliche Knowhow den Reisenden unbedarft überlassen, sie kopieren und Details erklärt, niemals aber ihre Produkte weg gegeben. Das ist so einzigartig wie ebenso frappierend. Oft kopiert, oft auch erreicht, kann man das ebenso zutreffend bezeichnen.
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