„Die Sprache ist die Quelle der Missverständnisse“
Aktueller als jetzt, hier und heute könnte uns diese gesellschaftliche Relevanz kommunikativer Missverständnis nicht besser vor Augen gehalten werden. Dabei schauen wir, wie im Selbstgespräch vertieft, kleinlaut fragend tagtäglich oft nur in unseren Spiegel hinein. Der Blick weit darüber hinaus ist bei nicht wenigen Menschen getrübt und verzerrt. Dabei könnte Vieles ganz unkompliziert erlebt werden. Würden heute nicht durch idiotische und manische Gier und Habsucht nach Rendite&Kapital mehr und mehr die zwischenmenschlichen Werte in den Hintergrund treten.
Auf seiner Reise von Planet zu Planet begegnet Saint Exupéry`s romantisch geprägter „Der kleine Prinz“ immer wieder Menschen, die nur mit sich selbst beschäftigt sind und dabei die wichtigen Werte im Leben verdrängt haben. Doch diese unsichtbaren Dinge sind bei genauer Betrachtung wichtig. Der Mensch ist für Saint-Exupéry ein Geflecht aus Beziehungen, die durch den menschlichen Geist geknüpft werden. Seine beispielhafte Einzigartigkeit erlangt er durch individuelle Symbolzuweisungen. Sie erweisen sich als sehr intelligent.
Denn betrachtet „Der kleine Prinz“ einen Stern, ist ihm das eine Erinnerung an seinen Freund, den Piloten, der ihm an einem Wüstenbrunnen das Wasser des Lebens spendete. Für den Piloten sind die Sterne Millionen kleiner Glöckchen, die ihn an das Lachen des kleinen Prinzen erinnern. Wunderschön romantisch liest sich das. So natürlich. Heute kaum Vorstellbar.
Die Fähigkeit zu solchen Bedeutungszuweisungen ist im Menschen bereits von Geburt an angelegt - wir haben sie, weshalb auch immer - in einer Welt die spürbar mit Überlebenskämpfen überfordert wird, leider schon zu sehr aus den Erinnerungen verdrängt. Erstaunlich auch, dass Romantik im heutigen Sprachgebrauch manchmal als etwas nicht Reales definiert wird. Bedauerlich, wer so denkt und redet. Im allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnen die Wörter Romantik und romantisch heute meist einen sentimentalen Zustand des Gefühlsreichtums dazu vielleicht auch der Sehnsucht. Wie war das nochmal mit dem: „..man sieht nur mit dem Herzen gut...". Jeder muss das für sich selbst und sein Umfeld interpretieren. Und das ist in einer Welt, die immer intensiver uns suggeriert: „Vertraue niemandem“, auch ganz gut so.
Das schematisch digitalisierte Zeitalter will und wird uns umerziehen. Eine klare Wertung dazu, wäre fatal und nur naiv. Allerdings deutliches Fazit dabei auch: Das Unbewusste der menschlichen Psyche wird kaum noch ausgelebt und kommt sehr selten noch zum Vorschein. Es wird unterdrückt. Gut zu wissen, dass auch diese Zyklen nur Übergangserscheinungen sein können, dass Menschliche in uns wird immer zurückkommen. Das nehmen wir staunend an, nennen wir dann schelmisch schlicht: "Retro-Design.." Alles wird gut.
Bühnenkultur erleben um das Leben mit allen Sinnen zu verstehen.
Das Hofspielhaus gibt sich erfolgreich, auch teils jovial, ebenso mit Heiterkeit, alle Mühe damit, auch an zeitnahen Themen zu „rütteln“ deren Ursachen letztendlich doch wir Alle selbst sind. Und aktueller als jetzt, hier und heute könnte uns diese gesellschaftliche Relevanz kommunikativer Missverständnis – mit dieser Theateraufführung, übrigens eine Eigenproduktion, nicht besser vor Augen gehalten werden. Produzentin und als Gastrolle im Einspielfilm: Die sprechende Rose, Christiane Brammer eröffnete im Jahr 2015 das Hofspielhaus – seitdem besteht das kleine aber feine Theater im Herzen von München.
Regie und Musik - Sascha Fersch; Abendspielleitung Verena Mittermeier (die nach eigener Aussage leider noch keinem kleinen Prinzen begegnete, es aber gerne möchte..) In weiteren Bühnenkurzfilm-Episoden bestätigten nur konsequent den „Kleinen Prinzen“ in seinem Unverständnis über diese lieblose Welt, mit dazu überzeugenden Video-Botschaften: Köstlich als leicht überkandidelte Königin - Veronika von Quast ; ideal als Besserwisserische Geographin - Christine Blumhoff; als der berechnend-nüchterne Geschäftsmann - Stefan Murr und als der schlaue clevere Fuchs - Gerd Lohmeyer; als die sprechende Rose überzeugte par excellence die Intendantin Christiane Brammer in einer quasi „Charakterrolle“ mit keck` erfrischenden Monologen). Schauspieler Schmidt- Modrow galt für Christiane Bramme, mit eigenen Worten, als "Der (perfekte) kleine Prinz", auch damit hatte sie beim Casting eine überzeugend gute Wahl getroffen. Beste Wünsche an das ganze Ensemble und Hals und Beinbruch zur laufenden Spielzeit.
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