„Willste mit oda ohne?“
Der eine isst die Curry hastig und in Eile, oft mit dem weichen Brötchen zum Soße tunken, der andere möchte genüsslich dazu Fritten mit Ketchup, oder Majonäse. Doch in einer gravierenden Entscheidung gibt es in allen den Buden in Berlin keine Toleranz - bestellt der Kunde etwa mit den Worten: „Eine Curry bitte!“ kommt blitzschnell die Gegenfrage des Griller: „Mach ick doch: Mit oder Ohne?“ Nur der Tourist steht dazu ratlos da! Und genau das ist in Berlin die alles entscheidende Frage an jeder Currywurst-Bude. Heißt nichts anderes als: "Mit oder ohne Darm". Denn in Berlin, längst auch anderswo, gibt es an den zahlreichen Imbisskiosken stets zwei Varianten der Curry-Spezialität. Nur der Echt-Berliner Currywurst-Esser trennt die Frage «mit» oder «ohne» ähnlich wie der Brite bei der eminent wesentlichen Entscheidung, ob die Milch vor oder nach dem Tee in die Tasse gegossen wird. Beides sind wahre Geschmacksrituale von hoher Bedeutsamkeit. Diskussionen dazu bleiben erfolglos für jeden Fragesteller.
Understatement gilt auch beim Currywurst-Genuss
A propos Understatement: Wer den Currywurst Genuss etwas stilvoller zelebrieren möchte: Im Berliner Luxushotel Adlon steht sie manchmal auf der Speisenkarte, mit trockenem Champagner, versilbertem Besteck und feinstem Hotel-Leinen Mundtuch. Nebenbei dazu: Hier werden auch die Teller und Pieker nicht wie sonst üblich unter den Tisch in einen Eimer geworfen. Würde auch den Marmorböden nicht angenehm sein. Freuen kann sich der Kiosk- oder Restaurant Currywurst Kunde dann, wenn er die bestellte Wurst vom Genussprofi serviert bekommt! Das erkannt er blitzschnell daran, eben nicht wie sonst oft üblich im Vertikalschnitt geteilte Currywurst-Scheiben im Winkel von exakt 90 Grad-Stücken, von etwa von ca. 25mm liegen vor ihm, nein so nicht! Der Curry-Gourmet genießt das so: um beim Wurstgenuss der feinen Currywurstsauce mehr Wange zu bieten, mehr vollmundigen Genuss zu erleben, servieren und genießen feinfühlige wahre Currywurst-Fans die Köstlichkeit stets im ca.30 Grad-Schrägschnitt. Das hat was! Zwar gibt es keinen wirklichen Curry-Bratwurst-Knigge. Doch ein offensichtlicher Fauxpas wäre es sicher, mit den Worten zu bestellen: "Bitte eine Wiener aber als Currywurst!„ Dem Umsatz zuliebe wird dem wohl auch die kichernd serviert.
Auch die tadellose Körperhaltung am Imbiss-Stehtisch ist mit entscheidend dafür, ob die gepflegte Tageskleidung mit diversen rotbraunen Currysoßen-Flecken, Brötchenkrümel und Senf zu bunt dekoriert wird oder nicht. Die darin längst geübten Currywurst-Kiosk Schlemmer empfehlen deshalb für einen möglichst „Kleckerfreien“ Genuss schlicht nur einen trittsicheren Stand auf beiden Beinen und nur ein leichtes Vorbeugen des Oberkörpers. Den mit dem Pieker mühevoll geangelten Wurst-Happen dann mehr zum offenen Mund führen, als etwa umgekehrt. Die Herren im Business-Sakko sollten unbedingt noch an die empfindliche Seidenkrawatte denken.
Die so beliebte Currywurst ist an sich schon alleine eine absolute Kalorienbombe
Allein die Wurst hat schon rund 400 Kalorien nahezu so viel wie eine 100-Gramm-Tafel Vollmilchschokolade. Die sämige Curry-Soße und die Pommes frites noch dazugerechnet, kommt der Schlemmer schon auf über 1000 Kalorien. Unseren ausländischen Mitbewohnern ist das in diesem ungesunden Ausmaß etwas zu suspekt. In Berlin hatte sich die heißbegehrte - le currywurst allemand - the German currywurst - schlichtweg unsere Currywurst, jahrzehntelang an den Hunderten Imbissbuden gegen den Döner gut behaupten können. Das war einmal. Denn auch hierzu zeigt die zunehmende Xenophilie, dass der individuelle Geschmack diktiert. Somit gibt es in Berlin und im übrigen Deutschland heute in Folge ein zumindest, relativ übersichtliches, Currywurst-Kiosk Angebot. Da helfen auch keine gastronomischen Tricks, Currywurst-Variationen „exklusiv zu zelebrieren“ indem sie die mit edlen Winter-Trüffeln oder 24 Karat-Blattgold auf Meißner-Porzellan servieren.
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